Wärmepumpen im Praxistest – Interview mit Energieberater Carsten Herbert
Screenshot: SWR Aktuell, 02.11.2025
Der bundesweit bekannte Energieberater und „Energiesparkommissar“ Carsten Herbert spricht im Interview mit SWR Aktuell über Chancen, Grenzen und technische Anforderungen moderner Wärmepumpen. Seine Einschätzung: Der Wandel ist in vollem Gange – 2025 wurden erstmals mehr Wärmepumpen als Gasheizungen installiert. Doch der Umstieg wird nicht über Nacht passieren.
Kernaussagen des Interviews
- Effizienz durch richtige Auslegung: Die Vorlauftemperatur sollte 55 Grad nicht überschreiten, um die Stromkosten im Griff zu behalten und die Effizienz zu sichern.
- Leistungszahl (COP): Moderne Wärmepumpen erzeugen aus 1 Kilowattstunde Strom im Schnitt 3 Kilowattstunden Wärme, Spitzenwerte liegen bei 4 bis 5 kWh. Damit sind sie das einzige Heizsystem, das flächendeckend klimafreundliches Heizen ermöglicht.
- Herausforderung Fachkräfte: Laut Herbert ist die Branche „noch nicht vollständig bereit“, Wärmepumpen technisch korrekt auszulegen und zu installieren – die Lernkurve im Handwerk laufe aber deutlich an.
- Strukturwandel im Gebäudebestand: Besonders schwierig bleibt der Austausch von Gasetagenheizungen in Mehrfamilienhäusern. Hinzu kommt in engen Innenstadtlagen und Altstädten häufig ein Mangel an geeigneten Aufstellorten. Herbert verweist jedoch auf ungenutzte Spitzböden unter dem Dach, die sich vielerorts als geeignete Standorte für kompakte Wärmepumpenlösungen anbieten könnten.
- Alternative Technologien: Als mögliche Zwischenlösung nennt Herbert Luft-Luft-Wärmepumpen bzw. Split-Klimageräte, die sowohl heizen als auch kühlen können und im Jahresverlauf aus 1 kWh Strom mehr als 3 kWh Wärme erzeugen.
Herbert betont, dass der Wärmepumpenmarkt Zeit braucht, um sich zu etablieren – doch die Richtung sei klar: Nur mit effizienten elektrischen Heizsystemen lässt sich die Wärmewende flächendeckend umsetzen.
Quelle: SWR Aktuell – Interview mit Energieberater Carsten Herbert, 02.11.2025
Unsere Einordnung als Ingenieurbüro
Wir bei K&S Energy GmbH teilen die Einschätzung, dass Wärmepumpen im Gebäudebestand eine zentrale Rolle in der Energiewende spielen – unter einer entscheidenden Voraussetzung: Die Systeme müssen ingenieurtechnisch korrekt ausgelegt werden. Dies bestätigen auch aktuelle Untersuchungen, unter anderem des Umweltbundesamts und des Fraunhofer ISE [¹].
Vorlauftemperaturen und Wärmeübertragungsflächen
Auch in unsanierten oder nur teilsanierten Bestandsgebäuden lässt sich nach unserer Erfahrung eine Vorlauftemperatur unter 50 °C realisieren. Um jedoch auf unter 40 °C zu kommen, ist in der Regel eine zusätzliche Sanierung der Gebäudehülle oder zumindest Teilmaßnahmen zur Verbesserung ihrer Dämmqualität erforderlich [²]. Dabei geht es nicht zwingend um den Einbau klassischer Flächenheizungen, sondern um das Schaffen hinreichender Wärmeübertragungsflächen – etwa durch großdimensionierte Heizkörper, die eine effiziente Wärmeabgabe auch bei niedrigen Systemtemperaturen ermöglichen [²].
Effizienz in der Praxis – COP-Werte und Handwerkskompetenz
Mit gängigen Luft-Wasser-Wärmepumpen sind COP-Werte zwischen 3 und 4 heute realistisch erreichbar – nicht nur unter Laborbedingungen, sondern auch in der praktischen Umsetzung, was durch aktuelle Messkampagnen und Feldstudien des Umweltbundesamts und des Fraunhofer ISE bestätigt wird [³]. Dabei betonen wir ausdrücklich unsere Neutralität: Unsere Netzwerkbeziehungen dienen ausschließlich dem Wissenstransfer und der Vermittlung qualifizierter Fachbetriebe, die den aktuellen technischen Standard beherrschen. Wir arbeiten unabhängig und ausschließlich im Interesse unserer Kunden. Sprechen Sie uns hierzu gerne an!
Lösungen für Innenstadtlagen und Gasetagenheizungen
In engen Innenstadtbereichen oder Altstädten, wo klassische Aufstellorte fehlen, beraten wir zu innenliegenden Wärmepumpensystemen. Moderne kompakte Geräte ermöglichen eine vollwertige Wärme- und Warmwasserversorgung ohne nennenswerte Geräuschentwicklung und sind auch in Mehrfamilienhäusern eine sinnvolle Option [⁴].
Luft-Luft-Wärmepumpen – Chancen und Entwicklung
Wir sehen in Luft-Luft-Wärmepumpen bzw. Split-Klimageräten ebenfalls einen gangbaren Weg – insbesondere bei Teilsanierungen oder in Gebäuden mit geringem Platzangebot [⁵]. Zu diesem Thema veröffentlichen wir in Kürze einen eigenen Fachartikel, der Modellberechnungen zur Gebäudehülle, Dichtheit und Effizienz von Luft-Luft-Wärmepumpen vorstellt und praxisorientierte Empfehlungen zur Systemauslegung gibt.
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Sie planen eine energetische Sanierung oder möchten wissen, welche Wärmepumpenlösung für Ihr Gebäude geeignet ist? Wir beraten Eigentümer, Unternehmen und Hausverwaltungen im gesamten Rhein-Main-Gebiet – fachlich fundiert, unabhängig und förderorientiert.
Quellen & weiterführende Informationen
-
[¹] Umweltbundesamt (2023): Lösungsoptionen für Wärmepumpen in Bestandsgebäuden – Ad-hoc-Papier.
umweltbundesamt.de – Factsheet Wärmepumpen Gebäudebestand (PDF)
Fraunhofer ISE (Field Study): Heat Pump Efficiency in Existing Buildings.
rehva.eu – Field Measurement Campaign -
[²] RWTH Aachen (Studie): Einfluss der Heizkörperdimensionierung auf die Effizienz bei niedrigen Vorlauftemperaturen.
publications.rwth-aachen.de – Studie (PDF)
Umweltbundesamt (wie [¹]) -
[³] Umweltbundesamt (2024): Wärmepumpensysteme in Bestandsgebäuden – Abschlussbericht.
umweltbundesamt.de – Abschlussbericht (PDF)
Fraunhofer ISE (Projekt WPsmart im Bestand):
ise.fraunhofer.de – Schlussbericht (PDF) -
[⁴] dena (2023): Praxisleitfaden Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern.
gebaeudeforum.de – Leitfaden (PDF)
Umweltbundesamt (wie [¹]) -
[⁵] Universität Innsbruck (2024): Heizen mit dem Split-Klimagerät?
uibk.ac.at – Publikation (PDF)
Bundesamt für Energie (BFE) Schweiz (2024): Heizen mit Klimageräten – Effizienzkriterien.
topten.eu – BFE-Bericht (PDF)
Roh-URL-Anhang aus dem PDF (vollständige Auflistung)
- Umweltbundesamt Factsheet (1)
- Umweltbundesamt Factsheet (2)
- REHVA Field Study (1)
- REHVA Field Study (2)
- RWTH Aachen Studie
- UBA Abschlussbericht (1)
- UBA Abschlussbericht (2)
- Fraunhofer ISE WPsmart (1)
- Fraunhofer ISE WPsmart (2)
- dena Leitfaden (1)
- dena Leitfaden (2)
- Universität Innsbruck
- BFE Bericht (1)
- BFE Bericht (2)