Groß oder klein? Fraunhofer-Experte räumt mit Irrtum auf

Veröffentlicht: 2025-11-16 · Quelle: chip.de , 2025-11-14

Groß oder klein? Fraunhofer-Experte räumt mit Irrtum auf

Der renommierte Wärmepumpenforscher Marek Miara vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) räumt mit einem verbreiteten Irrglauben auf: Viele Hausbesitzer glauben, dass kleine Wärmepumpen automatisch effizienter und leiser sind – tatsächlich gilt heute oft das Gegenteil. Quelle: CHIP.de.

Warum größere Wärmepumpen häufig besser sind

Miara erklärt, dass größere Außeneinheiten Wärme gleichmäßiger aufnehmen und abgeben können. Dadurch:

  • laufen Lüfter mit geringerer Drehzahl,
  • sinkt die Geräuschentwicklung,
  • steigt die Effizienz deutlich,
  • wird der Strombedarf niedriger.

„Die besonders guten Wärmepumpen sind eher größer als kleiner.“, so Miara.

Neue Lösungen für schwierige Aufstellorte

Für dicht bebaute Gebiete nennt Miara bereits funktionierende Alternativen:

  • Wärmepumpen auf dem Dach,
  • kalte Nahwärmenetze,
  • Abwasserwärmenutzung.

Warum Wärmepumpen in Deutschland teurer sind

  • höhere Normen,
  • Schall- und Effizienzvorgaben,
  • größere Speicher,
  • kompliziertere Regelungstechnik,
  • Bequemlichkeitsstandards.

Miara erwartet jedoch sinkende Preise durch Massenproduktion und Standardisierung.

Expertenfazit: Nicht warten

Miara empfiehlt klar, den Einbau nicht aufzuschieben: Moderne Wärmepumpen sind bereits heute leistungsfähig, leise und effizient.

Unsere Einordnung als Ingenieurbüro

1) „Groß oder klein“ ist nicht die Frage – sondern die echte Heizlast

Ob eine größere oder kleinere Wärmepumpe optimal ist, hängt nicht vom Typenschild ab, sondern von:

  • der D I N E N 1 2 8 3 1 Heizlast,
  • Temperaturniveau der Heizflächen,
  • Gebäudehülle und Luftwechsel,
  • Schall- und Aufstellbedingungen,
  • hydraulischer Einbindung.

2) Warum das Typenschild NICHT reicht – Kennlinien sind entscheidend

Die Angabe „12 kW Wärmepumpe“ bedeutet NICHT, dass die Anlage bei winterlichen Temperaturen 12 kW liefert. Entscheidend sind:

  • Leistungskennlinien,
  • COP-Kennfelder,
  • Verdichtergrenzen,
  • Luftvolumenstrom,
  • Vereisungsverhalten.

Praxisbeispiel:
Eine 12 kW-Anlage kann bei −10 °C real nur 7,5–8 kW liefern. Dann passiert Folgendes:

  • Die Wärmepumpe verliert Effizienz (COP sinkt deutlich).
  • Der elektrische Heizstab springt ein – Effizienz nur ca. 0,95.
  • Die Betriebskosten steigen stark an.

Ausführlich erläutern wir das in unserem Beitrag:
👉 Effizienz & Winterbetrieb – Der stille Siegeszug der Wärmepumpe

3) Umfeldmaßnahmen sind oft entscheidend

Für den einfachen Austausch reicht ein Heizungsfachbetrieb oft. Für die meisten realen Projekte braucht es aber:

  • elektrische Anpassungen inkl. Netzbetreiberanmeldung,
  • Hauseinführungen, Durchbrüche, Trockenbau/Malerarbeiten,
  • Anpassung von Heizkörpern oder Flächenheizung,
  • korrekte Leitungsführung & Dämmung,
  • ggf. Maßnahmen an der Gebäudehülle.

Viele dieser Positionen sind förderfähig – aber nur, wenn sie von Anfang an richtig eingeplant werden.

4) Deshalb lohnt sich eine objektbezogene Ingenieurplanung

Die Kombination aus Heizlast, Kennlinienanalyse, Schallberechnung und Förderoptimierung vermeidet Fehlentscheidungen, die schnell vierstellige Mehrkosten verursachen können. Die Planungskosten amortisieren sich häufig innerhalb eines Jahres.

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